Letzten Freitag saß ich mit „Huchenfranz“ Franz Keppel in einer Sportbar in Graz, er wollte mir netterweise ein Interview für den Blog geben.
Nach 5 Minuten war klar, es gibt Wichtigeres. Es wurde daraus ein zweistündiges Brainstorming, wie man der breiten Öffentlichkeit die Einseitigkeit und Einsamkeit der Entscheidung von Bürgermeister Siegfried Nagl, das geplante Murkraftwerk in Graz Puntigam gegen massive ökologische und wirtschaftliche Bedenken durchzudrücken, darlegen kann.
Dabei wird die Energie Steiermark gefühltermaßen von Herrn Nagl vor sich her getrieben, so eine richtige Freude dürften die ja selbst mit dem Projekt nicht haben. Irgendwie scheint es für die politische Führung letztendlich um persönliche Selbstverwirklichung zu gehen, die Interessen der Grazer Bevölkerung und der Kunden der Energie Steiermark werden mit einer Hartnäckigkeit wider aller Fakten verdrängt, die bemerkenswert ist.
Da wären wir auch schon beim Kunden.
Der Projektpartner Verbund, der größte Wasserkraftwerkebetreiber Österreichs, ist aus dem Projekt ausgestiegen. Wegen Unwirtschaftlichkeit! Unwirtschaftlich? Aber der Verbund muss ja nicht einmal die zusätzlichen 80 bis 100 Millionen € Investition in den Kanal, der durch das Projekt unbedingt notwendig wird, berücksichtigen. Die sollen ja überwiegend vom Grazer Steuer- und Abgabenzahler bezahlt werden. Für uns Grazer ist das Projekt aber in öffentlichem Interesse. Irgendwer rechnet da falsch.
Gleichzeitig startet die Energie Steiermark, die die Entscheidung des Verbunds sicher erst seit gestern kennt, ein Enteignungsverfahren gegen Grazer Grundbesitzer.
Dabei sind gerade die Privatkunden das wirtschaftliche Rückgrat der Energie Steiermark. Denen kann man den Strom auch zu spannenden Preisen verkaufen (siehe auch in den Kommentaren hier). Anders als Firmenkunden, wollen die Privatkunden partout nicht wechseln. Die nehmen, wenn sie Steuern, Abgaben und Netzgebühr herausrechnen, einen mehr als doppelt so hohen Strompreis in Kauf.
Alles nur weil sie die ESTAG so gern haben, anders kann man sich das nicht erklären. Die nicht vorhandene Wechselbereitschaft ist allgemein so bemerkenswert, dass die Arbeiterkammer unter dem Punkt Konsumentenschutz/Energie mehrere Beiträge und Tipps zum Thema Stromwechsel bereitstellt.
Für den jahrelangen freiwilligen Mehrpreis bekommen Sie als Kunde jetzt die Quittung.
Investition in ein unwirtschaftliches Projekt, das Fällen von 10.000 Bäumen entlang der Mur, die Vernichtung unseres Privilegs, einen frei fließenden in der zweitgrößtem Stadt Österreichs zu haben … und vieles, vieles mehr … nur zahlen müssen das, auf vielschichtige Weise, Sie.
Also: Achtung Kunde!
Außer ein behauptetes? öffentliches Interesse, gibt es aus meiner Sicht kein einziges Argument für dieses Projekt. Es spricht fast alles dagegen, und das werden wir für Sie in rund 3 Wochen ausführlich beleuchten.
Der Esel im Titelbild hat mit der ganzen Sache übrigens nichts zu tun! Der lächelt immer, ganz egal was kommt.